Sonntag, 31. Januar 2021

Fortsetzung: Zukunftsperspektiven nach dem Abitur 2021

Herbst 2020, Bielefeld - Stukenbrock, Autobahnwache

An diesem Ort fand mein Assessment Center Tag für meine Bewerbung bei der Polizei Bielefeld statt. Im Herbst 2020 absolvierte ich verschiedene Aufgaben, um meine Persönlichkeit unter Beweis zu stellen. 

Ich war an diesem Tag sehr aufgeregt und musste insgesamt vier Aufgabenbereiche abdecken: Zwei Rollenspiele, einen Vortrag und ein strukturiertes Interview. Angefangen hat der Tag mit einem Konfliktgespräch. Dafür bekommt man ein Rollenspiel zugeteilt und versucht, in diesem einen Konflikt zu lösen. Ich sollte einen „Kollegen“ freundlich auf einen gemeinsamen Einsatz hinweisen, in dem er fälschlicherweise aufbrausend mit einem Augenzeugen diskutiert hat. Ich habe versucht, ein freundliches Gespräch mit ihm zu führen und ihn respektvoll zu behandeln. 

In der zweiten Aufgabe musste ich einen ca. fünfminütigen Vortrag halten und dafür hatte ich 15 Minuten Vorbereitungszeit. Die Aufregung hatte sich schon etwas gelegt und der Vortrag ging mir gut über die Lippen. 

Als nächstes folgte die „Stresssituation“. Hierbei wird die Situation in einer Führungsstelle eines Polizeipräsidiums (vergleichbar mit einem Sekretariat) nachgestellt. Es müssen schriftliche Unterlagen bearbeitet und zeitgleich auf Telefonanrufe reagiert werden. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diese Aufgabe unterschätzt habe, da ich viel Neues auf einmal machen musste. Es riefen mehrere Personen an und gleichzeitig sollte ich Aufgaben aus einem Trainingsbuch erledigen. Wenn man sowieso schon aufgeregt ist und alles richtig machen möchte, gerät man in solchen Situationen besonders unter Druck und macht Flüchtigkeitsfehler. 

Nach ca. 10 Minuten war diese Übung auch geschafft und ich musste nur noch im strukturierten Interview einen positiven Eindruck hinterlassen. Zum Glück hatte ich mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was ich von mir erzählen möchte, dazu zählte mein familiärer Hintergrund, meine Hobbys, Stärken und Schwächen und meine Motivation für das duale Studium. Ich kann jedem nur empfehlen, nicht unvorbereitet in ein solches Interview zu gehen!

Nachdem ich einiges von mir erzählt hatte, wurde ich noch mit Fragen, wie z.B „Welche Studienfächer gibt es an der Fachhochschule oder wie ist das Studium aufgebaut“? gelöchert. Auf einige Fragen war ich leider nicht vorbereitet und so musste ich versuchen, trotzdem souverän zu antworten. 

Die letzte Aufgabe des Assessment-Center-Tages bestand nun darin, dass ich einen Fragenkatalog bekam und ich diese Fragen frei meiner Meinung entsprechend beantworten sollte, ohne dass die Prüfer mir Fragen stellten. „Wie stehst du zu dem Thema Mobbing?“, war eine der ca. 15 Fragen und bei dieser habe ich mich natürlich klar gegen Mobbing positioniert. Allgemein waren es eher soziale Fragen, an deren Antworten die Prüfer erkennen, wie man zu gewissen Problemen oder Sachverhalten steht und ob diese mit den Werten eines Polizisten zusammen passen. 

Als auch diese Aufgabe erledigt war, fiel mir ein großer Stein vom Herzen und es folgte nur noch das Abschlussgespräch. In diesem wurde mir mitgeteilt, was ich besonders gut und was ich nicht so gut gemacht habe und wie nun mein Rangordnungswert lautet und ob ich mit diesem Chancen habe, weiterzukommen. Der Rangordnungswert setzt sich aus dem computergestützten Tests und dem Assessment-Center Tag zusammen. 2019 lag der ausreichende ROW bei 89,428 und es wurden insgesamt 2500 Studienplätze vergeben. Meinen genauen Wert möchte ich nicht verraten, aber soviel kann ich sagen: Ich wurde auf jeden Fall zur polizeiärztlichen Untersuchung eingeladen und mein Wert liegt im Bereich zwischen 90 und 100, sprich, ich könnte eine Chance haben, einen Studienplatz zu bekommen …. 

Am Ende des Tages war ich sehr erleichtert, dass ich es geschafft hatte und auch ein wenig stolz auf mein „erstes Mal“ Assessment-Center. Dafür, dass ich sehr nervös war, bin ich ich selbst geblieben und habe versucht, mein Bestes zu geben und es scheint gereicht zu haben. 😊

Münster, 12.01.2021 - Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen, 9:00 Uhr: 

Es war ca. 7:00 Uhr, als mein Vater und ich uns auf dem Weg nach Münster machten. Meine Einladung zur polizeiärztlichen Untersuchung hatte ich bereits einige Wochen zuvor bekommen und ich fühlte mich fit, auch diesen letzten Teil des Bewerbungsverfahrens absolvieren zu können. 

Der Himmel wurde immer heller und wir erreichten pünktlich das LAFP. Zu Anfang bekamen alle Bewerberinnen (eine rein weibliche Gruppe) eine Hygieneeinweisung. Da unter Corona alle Maßnahmen strikt eingehalten werden müssen, hielten wir ausreichend Abstand. Im Gebäude angekommen, wurden erst noch Formalia besprochen, bevor es mit den ärztlichen Untersuchungen los ging. 

Bestandteil der Untersuchung sind: Eine Voruntersuchung, ein Ruhe-EKG, ein Belastungs-EKG, ein Gesichtsfeld-Erkennungstest, ein Sehtest, ein Hörtest und eine Hauptuntersuchung. Am aufgeregtesten war ich bei der Hauptuntersuchung! Mit wackeligen Knien fiel es mir schwer, auf einem Bein zu stehen. Der Doktor hatte aber zum Glück Verständnis für meine Aufregung, immerhin hängt die Zulassung zum Studium auch von der körperlichen Tauglichkeit ab. 

Der anstrengendste Teil war definitiv das Belastung-EKG. Dort sitzt man verkabelt auf einem Fahrrad und alle zwei Minuten wird der Anstrengungsgrad erhöht. Mein tägliches Radfahren zur Schule hat sich dabei ausgezahlt und somit schaffte ich auch diese Untersuchung. Auch wenn nur diese Übung körperliche Anstrengung erforderte, war ich am Ende dieses Tages kaputt. Alle innere Anspannung fällt von einem ab und man ist erleichtert, das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert zu haben - zu meiner Erleichterung bin ich körperlich gesund und somit tauglich. Jetzt heißt es nur noch abwarten, in welche Richtung sich der RWO entwickelt und ob die Polizei NRW mir einen Studienplatz zuschreibt. 

Ich würde mich sehr darüber freuen und wüsste, wie meine Zukunft nach dem Abitur aussieht. Alles in allem war dieses Bewerbungsverfahren eine Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte. Man lernt viel Neues über sich und wie Einstellungsverfahren im allgemeinen ablaufen. Selbst wenn es am Ende nicht ausreichen sollte, habe ich etwas dazu gelernt und bin für ein nächstes Mal gut vorbereitet und nicht mehr ganz unwissend. 

Marleen, Q2